Schadstoffe in Bodenbelägen

Schadstoffe in Bodenbelägen

Bei der Auswahl von Bodenbelägen sollten Sie Vorsicht walten lassen. Aufgrund der  großen Oberflächen kommt es hier nicht selten zu Belastungen durch chemische Schadstoffe, Gerüche oder Faserabrieb. Die Bewohner klagen dann häufig über unspezifische Krankheitssymptome wie

  • Kopfschmerzen,
  • Kratzen im Hals,
  • Augenjucken,
  • Schleimhautreizungen
  • Allergien

und mehr.

Durch eine vom Baubiologen durchgeführte Schadstoffmessung in der Wohnung können Gifte wie Formaldehyd, Weichmacher, Flammschutzmittel, Insektizide (=Mottenschutz), Lösemittel oder Schwermetalle in den Bodenbelägen festgestellt werden. Zudem muss man auch die zugehörigen Bodenkleber, sowie Pflege- und Reinigungsmittel als potentielle Schadstoffquellen berücksichtigen.

Einige Bodenbeläge und die möglichen Gesundheitsgefahren sind nachfolgend aufgeführt:

PVC, VC und Vinyl – oftmals die Bodenbeläge mit den meisten Schadstoffen

PVC-Böden sind hauptsächlich wegen des vorhandenen Polyvinylchlorid schon in der Herstellung äußerst umweltbelastend. Deshalb vertreibt die Industrie aus Image-Gründen heute lieber Vinyl- oder VC-Böden. Allerdings sind auch diese Beläge genauso mit chlorhaltigen Chemikalien, Flammschutzmitteln, Weichmachern und z.T. schwermetallhaltigen Farbstoffen versehen. Diese Schadstoffe reichern sich im Hausstaub an und werden letztlich durch die Bewohner eingeatmet. Neben Atemwegserkrankungen kann es auch zu Veränderungen im Hormonsystem kommen. Ältere PVC-Böden können zudem auch  Asbest enthalten. Insbesondere bei Wohnungsbränden entstehen Salzsäure und gefährliche Dioxine. Verzichten Sie deshalb bitte grundsätzlich auf solche Böden.


Teppiche und Teppichböden

Leider sind auch Teppiche und Teppichböden aus Naturmaterialien wie Schurwolle, Sisal oder Kokos nicht immer schadstoff-frei. Häufig sind sie mit Insektiziden wie Permethrin gegen Mottenbefall ausgerüstet. Die Gemeinschaft Umweltfreundlicher Teppichbodenhersteller (GUT) schreibt für das von Ihnen vergebene Gütesiegel sogar eine Behandlung mit Permethrin zwingend vor. Auch Produkte mit dem „Wolle-Siegel“ sind entsprechend behandelt.

Teppich

Schadstoffe in Teppichen und anderen Bodenbelägen (Bild: Pixabay)

Zudem können Schadstoffe in Bodenbelägen vorhanden sein, welche beriets auf den Rohstoff-Plantagen eingesetzt worden sind. Permethrin und andere Insektizide sind Nervengifte und entsprechend gefährlich für den Menschen.

Teppichböden aus Kunstfasern (Polyamid, Polyacryl, Polyester oder Polypropylen) sind ebenfalls häufig mit Chemikalien z.B. zur besseren Schmutzabweisung ausgerüstet. Zudem enthalten die Schaumstoffrücken der Teppichböden gesundheitlich bedenkliche Flammschutzmittel und Weichmacher. Alte Teppichböden und die darunter befindlichen Teppichkleber sind zudem häufig mit Asbest belastet.


Linoleum

Grundsätzlich ist Linoleum ein strapazierfähiger, schadstoffarmer, langlebiger und schwer entflammbarer Bodenbelag. Unbehandeltes Linoleum ist sehr offenporig und begünstiget mit dessen Diffussionseigenschaften das Raumklima (keine Dampfsperre). Linoleum ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zu PVC. Es besteht hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Leinöl, Sojaöl, Tallöl oder Naturharz wie Collophonium.

Das unbehandelte Linoleum muß man wachsen. Hierbei können leichtflüchtige Terpene in den Raum übergehen, die allerdings mit der Zeit wieder „verschwinden“.

Leider kommt es bei Linoleum-Böden oft zu Geruchsproblemen – insbesondere bei neuen Produkten, aber auch bei älteren Belägen. Diese Gerüche entstehen infolge des oxidativen Abbaus der Leinölbestandteile. Vor allem für sensitive, geruchsempfindliche Personen ist Linoleum deshalb nicht zu empfehlen.

„Modernes“, behandeltes Linoleum ist meist mit einem Kunstharz-Überzug auf Polyacrylat- oder Vinylacetat-Basis versehen. Nicht selten sind Flammschutzmittel wie TBEP zu einem verbesserten optischen Glanz enthalten. Diese Beschichtungen können schädliche Substanzen in die Raumluft abgeben, wodurch ein Gesundheitsrisiko nicht auszuschließen ist. Leider werden nicht alle Inhaltsstoffe von den Herstellern deklariert, sodass die Belastung der Bewohner nur durch eine Schadstoffmessung im Wohnraum geklärt werden kann.


Holz

Holzböden (Dielen, Parkett) sind zunächst meist unbehandelt. Als Versiegelungen stehen Lacke, Wachse und Öle zu Verfügung. Sogenannte säurehärtende Lacke (SH-Lacke) sollten Sie unbedingt als Versiegelung vermeiden. Diese Lacke enthalten u.a. das krebserregende und schleimhautreizende Formaldehyd. Polyurethanlacke (DD-Lacke) führen oftmals zu einer Innenraumbelastung durch geruchsintensives Phenol. Beim Einsatz  von Wasserlacken kann es noch längere Zeit zu Ausdünstungen von Glykolen führen. Deren gesundheitsschädigende Wirkung ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.

Verwenden Sie für die Versiegelung am besten natürliche Wachse oder Öle -diese allerdings bitte nur sparsam einsetzen. Auch solche Produkte können bei überschüssiger Anwendung zu Geruchsbildung und Atemwegsreizungen führen. Grundsätzlich sollte während der Versiegelungsarbeiten und noch einige Zeit danach gründlich auf Durchzug Lüften.

Bei leicht zu verlegenden Holzfußböden in Form von „Fertigprodukten“ (Fertigparkett, Laminat) sollten Sie die Beschichtungsart erfragen. Zudem ist der Aufbau solcher Böden beachtenswert. Meistens handelt es sich um Pressspanplatten, Sperrholzplatten oder andere Leimhölzer. Hierbei werden häufig Formaldehyd – haltige Kleber eingesetzt. Dadurch steigt die Formaldehyd – Konzentration in den Wohnräumen oft gefährlich an. Schadstoffmessungen in der Raumluft bringen das ans Tageslicht.


Kork

Kork kann über längere Zeit Geruchsstoffe abgeben, hauptsächlich Phenol und Furfural. Im Verdacht steht vor allem expandierter Korkschrot (zu hohe Verarbeitungstemperatur) oder manchmal auch verschwelte Korkplatten. Lassen Sie sich deshalb ein Prüfzertifikat auf Phenol und Furfural vom Hersteller aushändigen.

Im übrigen besteht eine mögliche Schadstoffbelastung durch die Versiegelung. Hier gelten die gleichen Hinweise wie für (versiegelte) Holzböden.


Allgemeine Empfehlung zur Bodenauswahl – So können Sie Schadstoffe in Bodenbelägen vermeiden

  • überlegen Sie gut, welchen Eigenschaften Ihr Bodenbelag haben soll. Verzichten Sie auf Ausrüstungen der Beläge gegen Insekten, Antistatik, Schmutz usw. Schadstoffe in Bodenbelägen sind leider eine weit verbreitete Ursache für Gesundheitsbeschwerden und sollten deshalb vermieden werden.
  • Bodenbeläge, die lediglich als „schadstoffgeprüft“ beworben werden, sind noch lange nicht schadstoffarm oder gar schadstoff-frei.
  • Fordern Sie Untersuchungsberichte und Prüfzeugnisse der Hersteller von unabhängigen Instituten an (z.B. Ökotest, ECO-Institut, Nature-Plus). Gütesiegel von Industrie-Verbänden oder der „Blaue Engel“ sind oft unzureichend.
  • Beim Einbau von größeren Mengen bietet sich eine Schadstoffmessung entsprechender Muster vor dem Kauf an. Solche Untersuchungen kann ein unabhängiger Baubiologe übernehmen.
  • Verzichten Sie auf den Einbau von Bodenbelägen, die schon von vornherein stark riechen.
  • Vermeiden Sie möglichst das Verkleben von Bodenbelägen. Wann immer es geht, „schwimmend“ verlegen.
  • Bei Bodenkleber / Fliesenkleber emissionsarme und lösemittelfreie Produkte  verwenden (Emicode EC1-plus)
  • Bei neu verlegten Böden noch längere Zeit gründlich auf Durchzug lüften