Schlechte Raumluft in der Schule

schlechte Luft Schule

Gesundheitliche Beschwerden beim Aufenthalt in Schulen

Schlechte Raumluft in Schulen führt bei Schülern, Eltern und Lehrern manchmal zu unspezifischen Befindlichkeitsstörungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsproblemen. Reizungen der Atemwege, allergische Symptome oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen sind ebenfalls weit verbreitet stehen oftmals im Zusammenhang mit einer erhöhten Verunreinigung der Klassenzimmer durch Schadstoffe.

Welche Verunreinigungen oder Schadstoffe gibt es in Schulen ?

Viele Schulgebäude in Deutschland wurden vor 1990 erbaut und unterliegen somit gewissen Abnutzungs-erscheinungen, Alterungsprozessen, Undichtigkeiten oder man errichtete sie mit problembehafteten Baumaterialien  (Asbest, PCB, PVC, usw). Eine Belastung der Klassenraum-Luft mit Schadstoffen ist grundsätzlich so zu
handhaben und zu bewerten wie eine Schadstoffbelastung in der häuslichen Umgebung. Schadstoff-Grenzwerte, wie sie für industrielle oder handwerkliche Produktionsstätten gelten, sind hier nicht heranzuziehen.

Zu den wichtigsten Verunreinigungen bzw. Schadstoffen zählen:

  • Anreicherung von Kohlendioxid (CO2) infolge der Atemtätigkeit durch mangelhaftes Lüftungsverhalten
  • Milben, Schimmelbefall, Bakterien, (häufig in Verbindung mit Geruchsbildung als Folge von zu hoher Feuchtigkeit im Gebäude), Legionellen im Leitungswasser
  • leichtflüchtige Ausgasungen von Baustoffen und/oder Einrichtungsgegenständen (VOC’s)
  • Abgabe schwerflüchtiger Schadstoffe durch Baumaterialien (teerhaltige Bodenkleber, PCB-haltige Gebäudefugen)
  • Gerüche bei unzureichendem Lüftungsverhalten
  • Belastungen aus Reinigungs- und Pflegemitteln.
  • Feinstaub-Eintragungen (Straßenverkehr, Zigarettenrauch, Kleidung und Schuhe, schleifen im Werkunterricht, Rauchentwicklung bei naturwissensch. Experimenten, Kopiergeräte).
  • Faserstäube (künstliche Mineralfasern in Isoliermaterial usw., Asbest)
  • Strahlenbelastung durch Radon, Mobilfunk, WLAN

Man beachte, dass sich beim Zusammentreffen mehrerer Schadstoffe oder Verunreinigungen deren schädigende Wirkung noch vervielfacht (potenziert). Deshalb ist die Beurteilung der Raumlufthygiene anhand nur weniger Einzelpunkte meistens nicht ausreichend. Es gilt also: Schlechte Raumluft hat oftmals viele Ursachen.

Schlechte Raumluft in der Schule ? Wir messen und analysieren !

Kohlendioxid

Im Rahmen einer Raumluftmessung kann man z.B. feststellen, wie sich der CO2-Gehalt in einem (Klassen-)Raum bei fortschreitender Unterrichtsdauer entwickelt. Hierbei ist es sinnvoll, eine Langzeitmessung über mehrere Tage oder gar Wochen durchzuführen. Anhand dieser Messwerte kann der Baubiologe bereits erste Erkenntnisse über das Lüftungsverhalten und somit über die Raumlufthygiene gewinnen.

schlechte Raumluft durch Kohlendioxid

Quelle: Umweltbundesamt, Leitfaden für Innenraumhygiene in Schulgebäuden

Schimmelsporen, Bakterien, Milben

Viele ältere Gebäude haben ein Feuchtigkeitsproblem: Sei es durch undichte Dächer, marode Fenster, schadhafte Fassaden oder nicht fachgerecht beseitigte Wasserschäden. Weiterhin produzieren die Schüler in den Klassenräumen während des Unterrichts recht hohe Luftfeuchtigkeiten. Gleichzeitig wird regelmäßiges Lüften nicht ausreichend praktiziert.

Zu hohe Feuchtigkeit ist die Haupt-Voraussetzung für einen Befall durch Schimmel, Bakterien oder Milben. Gelangen entsprechende Partikel in die Raumluft, werden sie von den Raumnutzern eingeatmet. Dies führt oft zu gesundheitlichen Beschwerden – insbesondere bei regelmäßiger und langanhaltender Exposition. Solche Konzentrationen von Schimmelsporen kann der Baubiologe in der Luft messen. Anschließend wird er diese Gefährdungspotenzial anhand offizieller Leitfäden abschätzen.

leichtflüchtige Schadstoffe (VOC’s)

Schadstoffe in Schulen durch Reinigungsmittel

Schadstoffe in Schulen durch Reinigungsmittel (Bild: Hausdiagnose Linsengericht)

Eine schlechte Raumluft in Schulgebäuden wird nicht selten durch Ausgasungen von VOC’s ( =Volatile Organic Compounds) verursacht. Hierbei sind einige wenige Beispiele zu nennen:

Alkane:

Alkane sind kettenförmige gesättigte Verbindungen ( Aliphaten). Sie unterscheiden sich durch die Zahl der Kohlenstoff- und Wasserstoffatome im Molekül. Nach Renovierungen, aber auch nach Reinigung von Klassenräumen kommen häufig die Substanzen Nonan bis Tetradecan in der Innenraumluft vor. Tetradecan und Octadecan können unter ungünstigen Umständen aus Tankanlagen für leichtes Heizöl entweichen.

Aromatische Verbindungen:

Zu nennen ist Benzol aus dem Kraftfahrzeugverkehr von benachbarten Hauptstraßen. Naphthalin ist in Schulgebäuden im Allgemeinen nur dann von Bedeutung, wenn z.B. Bitumenplatten, Teerkleber,  oder Teerpappen im Fußbodenaufbau eingesetzt worden sind und diese Stoffe in die Raumluft gelangen.

Terpene:

Sie sind ursprünglich im Baumharz von Holz enthalten. Als künstlich hergestellte Substanzen sind sie als „Geruchsverbesserer“ bzw. Duftstoffzusatz bei Farben, Lacken oder Reinigungsmittel zu finden (Pinen, Limonen, Caren)

Aldehyde:

Der einfachste Vertreter dieser Gruppe ist Formaldehyd. Es ist das am weitesten verbreitete Aldehyd und wird von Spanplatten und Spanplattenmöbeln abgegeben. Längerkettige Aldehyde stammen z.B. aus Alkydharzfarben. Allerdings entstehen Sie auch im Laufe der Zeit durch Trocknung oder bei oxidativen Abbauprozessen (Reaktion mit Sauerstoff) von ölhaltigen Bindemitteln. Auch schlecht gepflegte Linoleumböden geben Aldehyde ab. Das Aldehyd Acrolein verbreitet einen besonders stechenden Geruch. Die Verbindung tritt unter anderem bei der thermischen Zersetzung von Fetten auf (Küchendunst).

Ester:

Ester sind häufig eingesetzte Lösemittel (z.B. Ethylacetat, Butyl- und Isobutylacetat). Sie können insbesondere nach Umbau- und Renovierungsarbeiten in der Innenraumluft auftreten. Auch in Lacken, Parkettversiegelungen, Dispersionsfarben, Farben auf Wasserbasis oder in Farben von Tintenstrahldruckern werden sie eingesetzt.

Eine breite Palette von VOC’s kann der Baubiologe im Rahmen einer Raumluftuntersuchung finden und deren Konzentration bestimmen.

schwerflüchtige Schadstoffe

Schwerflüchtige Schadstoffe wie z.B. PCB, Holzschutzmittel, Weichmacher oder Flammschutzmittel gelangen meistens nicht so leicht in die Raumluft. Sie reichern sich eher im Staub an. Durch entsprechende Aufwirbelungen verunreinigter Stäube atmen die Raumnutzer diese Schadstoffe jedoch trotzdem ein. Außerdem können sich die Stäube auf der Haut, in den Haaren und der an Kleidung absetzen. Dies kann zu einer weiteren Belastung der Schüler führen. Bei der Suche nach schwerflüchtigen Schadstoffen ist die Untersuchung des Staubes einer Raumluftanalyse vorzuziehen.

Strahlenbelastung durch Radon, Mobilfunk, WLAN

Wesentliche Ergänzungen zur Schadstoff- und Schimmelanalyse ist eine Untersuchung der Strahlenbelastung. In vielen Gebieten Deutschlands ist das radioaktive Bodengas Radon weit verbreitet (Mittelgebirge, Thüringer Wald, Schwarzwald, Alpen). Es gelangt durch Undichtigkeiten in Gebäude und reichert sich dort an. Besonders Keller und die unteren Etagen sind davon betroffen. Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

Leider wird vielerorts der Elektrosmog als elektromagnetische Strahlenbelastung durch Handynutzung, Mobilfunkmaste und vor allem durch WLAN) unterschätzt. Diese gepulste Strahlung kann je nach Einwirkungsdauer und Intensität z.B. zu Konzentrations-störungen, Verhaltensauffälligkeiten, Schlafstörungen, Depressionen und andere unspezifischen Gesundheitsbeschwerden führen. Weil diese Strahlung auch die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke nachweislich erhöht, können auch chemische Schadstoffe oder Schimmeltoxine leichter vom Menschen aufgenommen werden (Addition bzw. Potenzierung mehrerer negativer Umwelteinflüsse).

Wie kann man das Wohlbefinden der Nutzer in Schulgebäuden verbessern ?

Damit ein Aufenthalt im Schulgebäude keine gesundheitlichen Beschwerden verursacht, sollten u.a. folgende hygienische Mindestanforderungen gelten:

(Quelle: Umweltbundesamt, Leitfaden für Innenraumhygiene in Schulgebäuden)

  • möglichst geringer Schadstoffeintrag von außen, z.B. durch Industrie oder Verkehr – das gilt auch für Lärmbelastung
  • Unterrichtsräume sollten möglichst hell (vor allem durch Tageslicht) und ausreichend groß geplant sein
  • ausreichender Schallschutz zu Nachbarräumen und zu Außenlärm
  • ausreichende Lüftungsmöglichkeit durch Fensterlüftung (natürliche Lüftung) bieten. Dadurch müssen die Raumnutzer Schadstoffe wie z.B. CO2 oder Schimmelsporen regelmäßig nach draußen lüften.
  • mechanische Lüftungen z.B. in Laborräumen oder Unterrichtsräumen für Naturwissenschaften vorsehen. In den übrigen Räumen ebenfalls eine Lüftungsanlage vorsehen, wenn die natürliche Lüftung nicht genügt. Lüftungsanlagen müssen regelmäßig gewartet/gereinigt werden.
  • Räume müssen ausreichend beheizt werden (funktionierende, gut zu reinigende Heizkörper, möglichst mit einem hohen Anteil an Strahlungswärme, schnelles Wiederaufheizen des Raumes nach der Fensterlüftung)
  • Geruchsneutrale und Schadstoff-freie Möblierung und Raumausstattung wählen (emissionsfreie Bodenbeläge, Möbel ohne Formaldehyd- oder sonstige Schadstoffausgasung, Verwendung ökologischer  und emissionsfreier Produkte bei Renovierungsarbeiten). Technische Merkblätter,  Sicherheitsdatenblätter oder manche Umwelt-Siegel können bei der Materialauswahl Hilfestellung geben. Fachfirmen / Baubiologen einsetzen.
  • Alle Räume, Flure, Treppenhäuser und weitere Oberflächen müssen leicht zu reinigen sein. Sinnvolle Reinigungsintervalle festlegen (Hygieneplan für Schulen). Regelmäßige Desinfektionen sind i.A. nicht notwendig und können die Schadstoffbelastung ggf. noch verschlimmern. Feuchtes durchwischen und absaugen mit HEPA-Staubsauger ist wichtig. Löse- und Konservierungsmittelfreie Reinigungs- und Pflegemittel verwenden. Pflegeanleitungen der Fußbodenhersteller beachten. Nur solche Reinigungsmittel wählen, die gesundheitlich unbedenklich sind (z.B. ohne Aldehyde). Verträglichkeit verschiedener Reinigungsmittel untereinander überprüfen.
  • Verwendung emissionsarmer Drucker und Kopierer
  • Asbesthaltige Baustoffe sind bis in die 1980er Jahre möglicherweise eingebaut worden. Von Ihnen geht i.d.R. nur Gefahr aus, wenn man sie durch schleifen, bohren, brechen, abreiben usw. bearbeitet. Solche Tätigkeiten sind zu vermeiden oder nur nach Ergreifung entsprechender Schutzmaßnahmen erlaubt. Spritzasbest in der Isolierung von Klima- und Lüftungsanlagen kann leichter schädliche Fasern abgeben